Trailer zum Vortrag

 

Von ganz weit weg einmal nach Hause zu laufen, das müsste doch etwas ganz besonderes sein.

Dieses dachte ich mir an einem tristen Novemberabend 2017 während ich am Computer mit Google-Maps virtuell

in Europa "unterwegs" war.

Da blieb der Zeiger meiner Maus wie zufällig an der Nordspitze Skandinaviens hängen, dem Nordkap.

Das ist es....... von hier aus nach Hause....... und so einfach, denn es scheint ja immer nur bergab zu gehen, nach Süden!!!

"Würde es dir etwas ausmachen, für eine etwas längere Zeit ohne mich auszukommen" fragte ich,

einen günstigen Moment abwartend, meine Frau Susanne.

Sie erbat sich etwas Bedenkzeit, war aber sehr schnell von diesem Projekt genauso fasziniert wie ich.

Ich machte mich an die Vorbereitungen. Die Ausrüstung für winter- und sommerliche Wetterbedingen war um einiges umfangreicher als die der letzten Wanderungen. Ich entschied mich auch für ein neues, superleichtes und etwas größeres Zelt.

Mir war klar,  dass es leicht sein könnte wegen Regens o. ä. darin mal ein paar Tage ausharren zu müssen.

Leichte, winter- und wasserfeste Bergschuhe, Regenkleidung usw. 

Und natürlich meine Fotoausrüstung, Stativ, 3 Kameras, Speicherkarten, Akkus, Ladegeräte usw.

Meine ganze mobile Küche, Kocher, Feuerstein, Titanbesteck, usw.

Für "Extremfälle" konzentrierte Nahrung in allen Variationen. Zahnbürste natürlich auch.....

Zum Schluss wog mein Transportwagen so um die 35-40 kg.

Am 12.5.18 holte mich mein Freund Gerd samt Ausrüstung ab und wir starteten Richtung Nordkap.

Drei Tage lang, je 10 bis 12 Stunden fuhren wir nach Norden.

Das Ertragen dieser gewaltigen Entfernung erdrückte mich fast.

Es kostete unheimliche Kraft, die Ängste und Bedenken die mir durch den Kopf gingen zu unterdrücken.

Und dann endlich waren wir da.

Es riss uns fast die Autotüren aus der Hand, so gewaltig war der Sturm der dort tobte, so hatte ich mir meinen Start nicht vorgestellt.

Und dann war ich allein....... so allein wie noch nie in meinem Leben zuvor.

Zweifel und Ängste ließen mir keinen klaren Gedanken fassen

Um 2:00 Uhr nachts - es war ja taghell - brach ich auf.

Der Nebel hatte sich weitgehend aufgelöst, die Wolken und der Sturm jedoch immer noch drohend.

Außer mir nur ein paar Rentiere, ich war allein auf dieser stürmischen, so lebensfeindlichen Hochfläche.

Langsam stellte sich mein Selbstvertrauen wieder ein und die trüben Gedanken wichen der Neugier und den

Erwartungen was kommen würde. 

Die überwältigende, karge und stürmische Tundra - Landschaft zog mich in ihren Bann, da wollte ich sein, das wollte ich spüren.

Es folgten sehr schöne, aber auch sehr harte Tage und ich musste viel lernen.

Tine und Andreas, ein junges norwegisches Pärchen, mit riesigen Rucksäcken unterwegs, gaben mir wertvolle Tipps.

Und dann hieß es laufen, ich war wieder allein, Tine und Andreas folgten ihrem eigenen Weg.

Endlos ging es dahin, durch eine fantastische, aber auch gnadenlos wilde Landschaft die keine Fehlplanungen verzieh.

Es folgten die härtesten Kilometer meines Lebens. In den ersten 6 Wochen gab es lediglich nur 4 Tage in denen ich nicht nass wurde.

Starkwind, Kälte und Nässe waren mein ständiger Begleiter. Die komplette Ausrüstung war irgendwann so klamm, dass es Überwindung kostete, morgens den feuchtwarmen Schlafsack zu verlassen und in die nasskalten Klamotten zu schlüpfen.

Doch gerade dieses Wetter bot einem Hobbyfotografen unzählige stimmungsvolle Motive.

Viele hilfsbereite Menschen habe ich während dieser Zeit wieder kennen gelernt.

Einmal, an der Westküste Andoyas, Sturm, es regnete waagerecht, ein holländisches Wohnmobil überholte mich,

wendete und hielt bei mir an. "Ob ich Hilfe bräuchte und sie mich ein Stück mitnehmen sollen" wurde ich gefragt.

Obwohl sehr verlockend, lehnte ich herzlich dankend ab.

Hätte ich auch gehalten um einen vor Nässe triefenden Wanderer und seinen merkwürdigen Wagen einzuladen?

Aber es gab auch Tage ohne Regen und ich wurde mit der grandiosen Landschaft Norwegens überschwenglich entschädigt.

Je weiter ich nach Süden kam, umso heißer wurde es, aber um soviel leichter zu ertragen als Nässe und Kälte

Dann die letzten 800 Km, Rostock - Velden, bei gnadenloser Hitze mit bis zu 40 Grad!

Dann nach 98 Tagen und 3645 Km der Empfang zuhause. Es war überwältigend, ich wurde von Emotionen nur so geschüttelt.

Bereits in Viehhofen, einem kleinen Ort ca. 4 Km vor Velden, wurde ich mit Willkommenstransparent, Kuchen usw.

von lieben Freunden empfangen. Als ich dann endlich, nach so langer Zeit in unsere Lindenstrasse einbog, konnte ich die Tränen

nicht mehr zurückhalten. Ein Spalier aus ca. 50 Freunden und Familienmitgliedern erwarteten mich.

Erst nach Minuten konnte ich erfassen, wer sich alles die Zeit genommen hatte und mir diese große Ehre erwies.

Es folgten ein paar schöne Stunden, die ich nie mehr vergessen werde.

Ich glaube ich war an diesem Abend der glücklichste Mensch auf dieser Welt. 

Vielen herzlichen Dank dafür!

Einen Vortrag über meinen langen, harten, aber auch fantastischen Weg nach Hause gibt es natürlich auch wieder.

Darin versuche ich mit Bildern, Filmen, Geschichten und Stimmungen, die ich in meinem Tagebuch und mit Kamera festgehalten habe, ein wenig von der Faszination zu vermitteln, die diese Art zu wandern ausmacht.

Den Trailer dazu gibt es schon, schau doch mal rein!

 

Hier direkt zu Vimeo, dann auch formatfüllend möglich!